Zunächst eine Definition: was ist ein Hellseher? Heutzutage wird vieles durcheinander gemischt, und die sehr konkreten und alten Bedeutungen gehen teilweise verloren. Häufig wird ein Hellseher gleichzeitig als Prophet oder Orakel gesehen, was streng genommen aber falsch ist.
Grundsätzlich ist ein Hellseher eine Person, die „hell“ sieht oder aber prinzipiell „sieht“. Und da mit diesem „sehen“ selbstverständlich nicht der herkömmliche Gesichtssinn des Menschen gemeint ist, sondern ein weit darüber hinausgehendes „umfassendes“ Sehen, umschreibt der Begriff des Hellsehers vorerst auch eben nur dieses: er sieht, und zwar die Dinge der Gegenwart, manchmal auch der Vergangenheit. Im moderneren Fachjargon der Parawissenschaften wird der Hellseher deshalb auch eher unter der Kategorie „Telepathie“ geführt.
Ein Orakel oder ein Prophet dagegen, sieht die Zukunft, die Dinge die geschehen werden. Kann man das Hellsehen, das „Erfassen“ der Gedanken und Gefühle anderer noch mit einer außerordentlich hohen Empathie bzw. einem sehr starken Einfühlungsvermögen erklären, so gibt uns der Prophet echte Rätsel auf. Woher hat er sein Wissen? Es gibt Denkansätze, die teilweise sogar Einsteins Relativitätstheorie zu Rate ziehen, um eine Erklärung für das Phänomen zu finden. Da bei Lichtgeschwindigkeit die Zeit still zu stehen scheint, sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins. In manchen Wahrträumen mag der eine oder andere von uns das vielleicht sogar schon erfahren haben: wir sehen Ereignisse aus der Zukunft voraus, die dann später genauso auch eintreffen. Bewegen sich unsere Träume in Überlichtgeschwindigkeit? Nun, es ist ein Ansatz, aber mehr auch nicht. Hellsehen und Prophetie gehören seit jeher in den Bereich des Übersinnlichen. In früheren Gesellschaften hatte jeder Stamm seinen „Seher“, der das Orakel befragte, der z.B. den Ausgang der Jagd oder eines Kriegszuges voraussagen sollte. Und fast immer wurde diese Befragung mit den „Göttern“ in Verbindung gebracht. Scheinbar höhergestellte Wesen, die in einer anderen Sphäre leben. Und als könnten sie von dort „oben“ besser „sehen“ hatten sie den Überblick, den unsere Vorfahren schmerzlich vermissten.
Im Verlauf der Geschichte wichen die alten Naturreligionen den neuen Massenbewegungen wie dem Christentum oder dem Islam. Nach außen hin ging die Priesterschaft im Sinne des Schamanentums verloren, in Wahrheit aber wurde in inneren Zirkeln das Wesen der Mystik gepflegt, so wie bei den islamischen „Sufis“ oder den christlichen Mystikern. Durch die mehr in den sozialen Bereich verlagerten Aufgaben der Priester oder Pfarrer, entstand ein neues Aufgabengebiet für den Mystiker: er wird zum Lebensberater, heute bei Vistano sogar zum Coach. Was Hellseher vor allem von Kartenlegern unterscheidet, ist der Kontakt zum „Göttlichen“, der vielen Menschen wichtig ist. Kartenlegen – so hilfreich es bei den alltäglichen Fragen auch sein mag – bleibt eben eine Kunst oder eine Art Handwerk. Hellsehen dagegen ist unwägbar.
Hier sucht der Mensch den Kontakt zu Wesenheiten, die ihm übergeordnet sind. Der Hellseher oder die Hellseherin ist der direkte Draht nach oben, wobei wie in einer späteren Ausgabe noch stärker auf Engelmedien und andere „Channells“ eingehen werden, die diesen Aspekt noch deutlicher verkörpern. Wenn ein Klient einen Hellseher konsultiert, so begibt er sich zugleich in die Obhut eines Hohepriesters, der sich weniger mit den allzu alltäglichen Dingen aufhält, sondern Visionen liefert, die eine übergeordnete Bedeutung haben. „Es geht mir nicht nur darum zu erfahren, ob mein Partner wiederkommt, der mich vor drei Monaten verlassen hat,“ erklärt Klientin Sabine F., „ich möchte vor allem auch wissen, warum mir dies geschieht, was ich daraus zu lernen habe, und ich möchte gern Hinweise für mein Leben. Was mache ich falsch, oder bin ich vielleicht doch auf dem richtigen Weg?“ Der Hellseher gibt deshalb auch manchmal Antworten, die man nicht unbedingt sofort versteht, und die auch schon mal „wehtun“ können. Für den Hellseher gilt in besonderem Masse der Satz: „Die Wahrheit ist da draußen, aber das gilt auch für die Lüge.“ Astrowoche sprach dazu mit unserer Beraterin „Hellseherin“.
Wir wollten wissen, wie sie sich ihren raschen Erfolg erklärt.
AW: Wann hast du zum ersten Mal gespürt, dass du hellsichtig bist? Hellseherin: Mit drei Jahren, da wusste ich wie der Esel hieß, den ich bekommen würde… dabei wusste ich gar nicht, dass ich einen kriege.Ich wusste wie mein Esel hieß, ohne zu wissen, dass ich einen hatte.
AW: Aha. Und wie hieß der Esel?
Hellseherin: Poldi! Ein Zwergesel in grau – Meine Mutter wollte mich erschlagen, weil sie dachte ich spinne…
AW: Was meinst du, Woher diese Gabe kommt?
Hellseherin: Bei mir persönlich? Von beiden Großmüttern und väterlicherseits schon in der 4. Generation. Grundsätzlich würde ich sagen… vom Universum? Was weiß ich? Wer kann das sagen?
AW: Hast du mal was von Quantenphysik gehört?
Hellseherin: Nein. Und selbst wenn, ich bin der Meinung, man kann das nicht erklären, alles andere wäre gelogen. Du weißt, dass du die Gabe hast und du lernst, damit zu leben.
AW: Wie wirkt sich das auf dein privates leben aus?
Hellseherin: Gar nicht…. ich kann es abschalten.
AW: Warum, glaubst du, haben viele Ratsuchende eine so starke Affinität zu Hellsehern, im Vergleich zu Kartenlegern oder anderen Kategorien?
Hellseherin: Kartenlegen kann man erlernen. Hellsichtigkeit nicht. Man kann nicht sagen „ich möchte hellsichtig werden“. Es ist eine angeborene Gabe.
AW: Könnte es auch eine Art Religionsersatz für die Anrufer sein?
Hellseherin: Vollkommen! Die Anrufer haben das Gefühl, mit Gott zu sprechen, egal wie sie ihn nennen.
AW: Welches Erlebnis hat dich selbst bisher am meisten verblüfft?
Hellseherin: Das war, als ich 14 war. Da habe ich meiner Freundin gesagt, welche Fragen sie in der Mathearbeit bekommt. Aber nicht nur das, ich konnte auch sagen, in welche Gruppe sie gerät und wie ihr Notendurchschnitt im Zeugnis sein wird.
AW: Machst du Unterschiede zwischen Hellsehen und Prophetie?
Hellseherin: Schon, aber ich bin in jedem Fall beides: Hellseher und Prophet.
AW: Hellseherin, wir danken dir für das Gespräch.
Geschrieben von Rael Wissdorf